Mittwoch, 26. Juni 2013

Erna. Für F.

Erna meint "wir müssen reden". Über den Tod, das Leben, und wie man mit dem Tod eines Menschen umgeht, den man vielleicht mal ein bißchen geliebt hat.

Es ist ein Samstagabend und wir liegen gemeinsam in der Badewanne. Erna ist mein Unterbewusstsein und deshalb muß auch mindestens immer eine Ente mit in der Wanne sein - sie meint, sie braucht das für ihre infantile Seite.

"Wie meinst du das?" frage ich sie.

"Ist doch ganz einfach" antwortet sie, "der eine braucht nur Ruhe, will nicht sprechen, noch nicht mal weinen, und der andere, der schreit es einfach in die Welt hinaus".

Wir sitzen einen Moment lang schweigend im Lavendelduft von dem Erna sicher ist, daß ich ihn mag, sie glaubt sie kann das beurteilen.

Als sie weiter spricht meint sie: " Und im übrigen ist die Form doch vollkommen egal, ob du Graffitis an die Wand sprühst oder denkst, du müsstest das Auto deines Nachbarn türkis lackieren. Wenn du damit besser mit der Situation umgehen kannst - scheiß auf Reaktionen".

Das Wasser wird langsam lauwarm und der Lavendelduft nervt mich, aber so ein oder zwei Fragen hätte ich dann doch noch.

"Aber was ist, wenn der, um den du trauerst, das so gar nicht öffentlich haben wollte?".

Erna ist eine ganze Zeit lang still, aber da ich weiß, daß sie nicht so einfach aus der Wanne kann, warte ich einfach ab.

Dann meint sie leise: " Weißt du, der der stirbt hat eigentlich immer die besseren Karten - die, die mit seinem Tod leben müssen, um die geht es. Also hier, in dieser immer noch vorhandenen Welt. Und dann bin ich mir ziemlich sicher, daß auch so ein Wunsch nicht bindend ist, zumindest nicht, wenn er verhindert, daß der Schmerz ertragbar wird."

Das Wasser ist mittlerweile kalt und wir haben uns einen Tee gemacht.

Ruhe, das wäre schön.

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