Mittwoch, 26. Juni 2013

Lebkuchenherzphobie.

„Eigentlich fing alles ganz harmlos an“.

Sie sitzt in einem abgedunkelten Raum und ringt nach Worten, die ihr scheinbar nur tröpfchenweise über die Lippen kommen.

„Es war die Aufschrift - ‚Für immer Dein‘, bei der es das erste Mal passiert ist“.
Angewidert verzieht sie die Mundwinkel, als hätte sie einen schlechten Geschmack im Mund verspürt.

„Ich bekam eine Gänsehaut, als ich es las, dachte mir aber nichts dabei. Fand es eher noch lustig und hab‘ mich über mich selbst amüsiert“.
Sie schweigt einen Moment, scheint ihre Gedanken und Ängste zu konzentrieren.

„Er hat es doch nur gut gemeint“, obwohl der Satz voller Inbrunst kommt, meine ich einen leichten Zweifel in ihrem Gesicht zu sehen.

„Aber als er es mir um den Hals hängte, war das wie ein Felsen, der auf meine Brust drückte“.

Nach Worten ringend versucht sie mir zu erklären, was danach passiert ist.
„Jedes Lebkuchenherz, das ich danach sah, hat die Angst weiter angetrieben. ‚Mein ewiger Schatz‘, ‚Bleib für immer bei mir‘ – mir wurde schlecht, schwindelig, ich bekam keine Luft mehr.“

Sich in ihrem Sessel umdrehend sieht sie mir das erste Mal ins Gesicht und meint:

„Bröckelige Lügen, wem würde das keine Angst machen“.
 

Keine Kommentare: