Freitag, 6. Februar 2015

Die Toleranz der Anderen.

„Wissen Sie“, meint er, „ich bin kein Rassist. Neulich erst, also neulich habe ich mich über 20 Minuten mit dem Türken in unserem Döner-Imbiss unterhalten. Ich meine, das sind ja quasi Leute wie du und ich. Also die, die arbeiten. So wie der LKW-Fahrer in unserer Firma, der ja jetzt auch schon seit Jahrzehnten da ist. Irgendwo aus dem Kosovo kommt der, oder wie das jetzt so genau heißt“.

Während er erzählt gestikuliert er, hält Augenkontakt. Das macht man so, wenn man ein ehrliches Anliegen hat. Er ist keiner von diesen Stammtischbrüdern. Nein, eine angemessene Schulbildung, eine angemessene Ausbildung. Angemessen eben.

„Und ein Freund von mir kommt ja aus dem Iran. Den kenne ich seit dem Studium. Total patenter Kerl, aber die Frau sollten Sie mal sehen! Ich meine, ich hab echt nichts gegen fremde Kulturen, aber wenn sie dann mal hier sind, könnten sie sich doch auch echt anpassen. Ein Kopftuch trägt sie. Nein, keines von denen, die so alles verhüllen, aber eben ein Kopftuch. Dabei könnte die echt hübsch sein“.

Wie gesagt, er hat ein ehrliches Anliegen. Keiner von denen, die auf die Straße gehen um dumpfe Parolen zu brüllen, oder Fahnen schwenkend stilisierter Helden gedenken. Er ist einfach nur besorgt, um dieses, unseres Land.

„Wenn jetzt natürlich noch die ganzen Bulgaren und Rumänen kommen“, er hält kurz inne, wie um sich das Grauen dieser Invasion vor Augen zu führen „Wie soll das denn dann werden?“ 



"Und haben Sie mal über diese ganzen Syrer nachgedacht?". Er lässt diesen Satz kurz im Raum stehen, als würde er sich von selbst erklären."Klar kommen die aus einem Kriegsgebiet, aber haben die damals einen von uns aufgenommen?"Entsetztes Schweigen als Zustimmung nehmend, dreht er sich um und geht.

Heute Abend wird er seine Frau zum Italiener ausführen. Giorgio, den er mit Handschlag begrüßen wird. Anders als sein Vater, der Giorgios Verwandtschaft noch vor 25 Jahren als Spaghettifresser bezeichnet hat.

Wie gesagt, er ist kein Rassist.

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