Donnerstag, 19. Dezember 2013

Symbiose.

"Sie und ich waren fast 20 Jahre lang quasi symbiotisch" hatte er ihr erklärt.

Symbiotisch. Jetzt muß sie ständig an diesen weißen Flechtenbefall an Bäumen denken. Dabei wollte er damit wohl etwas positives ausdrücken.

Wikipedia spricht von "dem Grad der wechselseitigen Abhängigkeit" und der "Art des erzielten Nutzens" - was die Psychologie unter einer symbiotischen Beziehung zwischen Erwachsenen versteht, möchte sie sich nach den ersten 2 bis 3 Sätzen gar nicht mehr weiter zu Gemüte führen.

War es einfach nur das falsche Wort?

Aber das Bild der weißen Flechten bleibt in ihrem Kopf. Wo endet die Symbiose und wo beginnt der Parasit? Eigentlich stehen ihr diese Fragen gar nicht zu, wenn sie nicht zunehmend das Gefühl hätte, von dieser, für sie unheilvoll klingenden Symbiose, betroffen zu sein.

Flechten, die den Lichtaustausch verhindern. Dabei wäre es doch gerade jetzt, im beginnenden Winter wichtig, jedes Quentchen Licht zu bekommen.

Sie schüttelt sich kurz, als könne sie damit einen beginnenden Flechtenbefall abschütteln. Keine Abhängigkeiten - lieber das kleine Stück Flechte abkratzen, wie den Schorf an einer Wunde, die - wenn sie wieder Licht und Sonne bekommt, einfach so heilen wird.

Und dann auf den Frühling warten.

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